SPOTLIGHT | INTERVIEW MIT GRÜNDERIN ROSANNA

Matthäus Kaschel, unabhängiger Parfumeur und Gründer von PostmodernPerfumer – https://postmodernperfumer.com/, hat es sich zur Mission gemacht, die Geheimnisse der Nischenparfumerie zu lüften. Mit seinem Newsletter "Scents & Stories" gewährt er Duftliebhabern und Branchen-Insidern exklusive Einblicke in die traditionsreiche Kunst der Parfumerie, informiert über aktuelle Branchenentwicklungen und edle Rohstoffe, präsentiert spannende Product Launches, und integriert seine Community aktiv in den Prozess einer Duftkreation.

Für seinen aktuellen Newsletter hat er unsere NASRIN-Gründerin Rosanna interviewt, um seinen Lesern einen Einblick in die Geschichte hinter ihrer Brand zu ermöglichen. 


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INTERVIEW MIT ROSANNA ROTHENBERGER, DER GRÜNDERIN VON NASRIN fragrances


Matt Kaschel: Hallo Rosanna, danke, dass du dir Zeit für ein Interview mit mir nimmst. Du hast deine junge Duftmarke NASRIN in einer Nische innerhalb einer Nische positioniert. Bei dir dreht sich alles um den Duft von Rosen. Was ist die Geschichte dahinter?
Rosanna Rothenberger: Hallo Matt, vielen Dank, dass du mich zu diesem Interview eingeladen hast. Ich freue mich sehr darauf!
Bei NASRIN steht die Rose aus mehreren Gründen im Mittelpunkt. Seit ich Parfums trage, habe ich nichts anderes auf meiner Haut gehabt außer Rosendüfte oder Parfums mit einem hohen Rosenanteil. Egal wie viele neue Düfte ich ausprobiere, die Rose bleibt mein Favorit — manche sagen, das liegt vielleicht an meinem Namen. Daher war von Anfang an klar, dass meine erste Duftlinie sich um die Rose drehen würde!

Matt Kaschel: Viele Menschen haben heute Vorbehalte gegenüber Rosendüften. Sie sagen, die Rose sei eine Duftnote für ältere Damen. Warum denkst du, dass das so ist, und wie versuchst du, das zu ändern?
Rosanna Rothenberger: Das stimmt leider! Der Rosenduft wird oft als „altmodische Oma-Rose“ oder „muffiger Schrankduft“ wahrgenommen — das bemerke ich oft in den ersten Reaktionen, wenn ich erwähne, dass NASRIN sich auf Rosen konzentriert. Oft höre ich dann Antworten wie: „Igitt, ich hasse Rosendüfte!“.
Ich denke, das liegt daran, dass die Rose aufgrund ihrer beruhigenden und harmonisierenden Wirkung oft in Seifen, Cremes und Duftsäckchen verwendet wurde. Diese Düfte wurden oft als pudrig interpretiert oder, wenn sie mit Lavendel kombiniert wurden, als krautig — Duftnoten, die wir schnell als „altmodisch“ einstufen. Außerdem war die Rose eine der ersten Noten in der traditionellen Parfümerie, besonders im 20. Jahrhundert erlebte sie große Popularität. Daher wurde sie von unseren Großmüttern, Tanten oder sogar Urgroßmüttern getragen — und als zeitloser Klassiker weckt sie natürlich ein Gefühl von Nostalgie. Letztlich haben die typischen Designs mit Rosen, oft in Rosa-Tönen mit verspielten und verzierten Elementen, unser Bild der „Oma-Rose“ weiter gefestigt.
NASRIN steht hingegen für moderne Rosendüfte für die Musen von heute, getreu meinem Motto „Bring back the rose!“ — ich möchte ein „Igitt, ich hasse Rosendüfte!“ in ein „Oh, das gefällt mir tatsächlich!“ verwandeln.
In jedem meiner Parfums bildet die Rose das Herzstück. Durch die Kombination mit markanten Kopf- und Basisnoten entstehen einzigartige Interpretationen der verschiedenen Rosentypen. Sie zeigen, dass die Rose viel mehr sein kann als nur pudrig, krautig oder altmodisch — sie ist jung und lebendig, erfrischend und würzig, aromatisch und fruchtig, süß und opulent, tiefgründig und mysteriös.

Matt Kaschel: Hast du Lieblingszutaten unter den synthetischen Duftstoffen?
Rosanna Rothenberger: Oh ja, ich liebe Aldehyde. Ihre einzigartig metallische Wärme hat für mich etwas sehr Anziehendes und Verführerisches. In Kombination mit der Rose — ein Traum!

Matt Kaschel: Ich plane auch, in den kommenden Jahren einen Duft zu lancieren. Welche Herausforderungen sollte ich erwarten? Welche Fehler sollte ich vermeiden?
Rosanna Rothenberger: Oh, ich könnte ein separates Interview nur zu diesem Thema mit dir führen... Aber zunächst einmal — wie toll, ich bin schon sehr gespannt darauf! Der Duftmarkt ist gesättigt, und selbst der Nischenmarkt wird immer voller. Es gibt kein Patentrezept für Erfolg, und in diesem Fall ist Ausprobieren der Schlüssel. Ich habe so viele — und sehr unterschiedliche — Ratschläge erhalten, sogar von Experten, die ihrer Meinung nach genau wussten, wie man erfolgreich in den Duftmarkt einsteigt und wie nicht. Ich habe viele dieser Tipps ausprobiert, aber die meisten haben für mich nicht funktioniert. Daher lautet mein klarer Rat — höre auf dich selbst, folge deinem Herzen und bleibe wahr und authentisch; egal wie klischeehaft das klingen mag. Duft ist eine Kunst, die aus der Seele fließt und gefühlt werden möchte. Was die meisten überzeugt, ist deine echte Leidenschaft und das einzigartige Streben, das du durch deinen Duft und dein Produkt ausdrücken möchtest. Düfte sind Geschichtenerzähler — erzähle deine Geschichte, es gibt keine andere wie sie.

Abgesehen davon gibt es natürlich einige „faktische“ Herausforderungen, abhängig vom verfügbaren Budget, den Mengen, mit denen du starten möchtest, und wie viel du vom Entwicklungs- und Produktionsprozess selbst übernehmen willst oder kannst. Mit kleineren Budgets und Mengen bist du in deiner Wahl der Partner für die Beschaffung von Duftstoffen, Flaschen- und Verpackungskomponenten, für Designs und Materialien, für das Abfüllen und Verpacken eingeschränkt — aber du kannst dennoch großartige und zuverlässige Partner in Deutschland und Europa finden. Das beeinflusst auch den Zeitfaktor. Als kleine Marke hast du nicht immer Priorität bei den Partnern, daher empfehle ich Pufferzeiten für alle Schritte — für die Produktion des Duftöls, für die Beschaffung der Produktkomponenten, für Sicherheitsbewertungen, für das Abfüllen usw. Du wirst auch viele Schritte zum ersten Mal unternehmen — daher lohnt es sich, etwas mehr Zeit einzuplanen, um zu experimentieren und manchmal ein paar Umwege zu machen. Und im Zeitplan solltest du die etwa dreimonatige Reifung der endgültigen Duftkomposition nicht vergessen, bevor sie auf den Markt gebracht werden kann.
Der Markteintritt ist ein weiterer wichtiger Aspekt, der mehr bedeutet als „nur verkaufen“. Er erfordert die Unternehmensregistrierung und Markenregistrierung, alle notwendigen Sicherheitsbewertungen und rechtskonforme Kennzeichnung des Produkts, die Meldung beim Kosmetikportal CPNP, eine klare Preisstruktur, eventuell EAN-Codes und natürlich eine klare Markenbildung für die externe Kommunikation. Und denke daran: rechtliche Richtlinien und Vorschriften ändern sich — also bleibe immer auf dem Laufenden und passe deine Produkte rechtzeitig an, um marktgerecht zu bleiben. Je nachdem, ob du offline und/oder online verkaufen möchtest, stellen sich weitere Fragen — Wer ist meine Zielgruppe und wo finde ich sie? Wie vermarkte ich einen Duft online? Wie gestalte ich sichere Versandverpackungen? Welches Modell eignet sich für den Vertrieb über Handelspartner, sowohl offline als auch online?

Wie ich schon erwähnt habe, könnten wir ein ganzes Interview diesem Thema widmen. Ich möchte jedoch betonen, dass der gesamte Prozess mit Leidenschaft, Neugier und Ausdauer nicht nur machbar, sondern auch unglaublich erfreulich ist. Und — dein eigenes Parfum in den Händen zu halten und die Reaktionen deiner Kunden darauf zu erleben, macht jede Herausforderung und jede Träne wert!

Matt Kaschel:
Wann können wir die Markteinführung deines neuen Duftes erwarten?
Rosanna Rothenberger: Die nächste Markteinführung ist für Ende 2024 geplant. Für diejenigen, denen das zu lange dauert — in der Zwischenzeit biete ich einige spannende Projekte im Raum Frankfurt am Main an, wie Duftworkshops und sensorische Veranstaltungen mit anderen Kreativen und Künstlern. Weitere Informationen dazu werden auf meiner Website und auf Instagram verfügbar sein.


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Full interview in English here  — https://postmodernperfumer.com/.

 

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